Schon Albert Einstein soll gesagt haben: "Wenn die Biene einmal
von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu
leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine
Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr."
Denn 80 bis 90 Prozent der heimischen Blütenpflanzen werden
durch die Bienen bestäubt. Die emsigen "Mädels" haben nicht nur
entscheidenden Anteil daran, dass unsere Lebensmittel wachsen
können. Sie sorgen auch dafür, dass bedrohte Wildblüten erhalten
bleiben.
Vor allem im Obstbau sind Bienen unentbehrlich, denn sie tätigen
bis zu 90 Prozent der Bestäubung. Durchschnittlich sichert ein
Bienenvolk pro Minute ein Kilogramm Obst.
Das Tragische dabei ist, dass das Wildtier Honigbiene heute nicht mehr ohne die Obhut des Menschen überleben kann. Denn leichtfertige Wissenschaftler haben 1977 aus Asien einen gefährlichen Bienen-Schmarotzer eingeführt, der die Völker tötet. Ein Bienenschwarm, der sich selbst überlassen bleibt, lebt nur noch rund ein Jahr.
Bienenhaltung ist zwar etwas komplizierter als sich ein Meerschweinchen zu kaufen. Aber das macht es ja erst anziehend. Und wer einmal einen Bienenschwarm gefangen und den unglaublichen, zitronenmellissenähnlichen Duft der Bienen gerochen hat, kommt ohnehin nicht mehr von den faszinierenden Tieren los.
Gemälde des Malers Hans Thoma mit dem Titel "Der Bienenfreund".
Jeder, der nur ein kleines Stück Garten zur Verfügung hat, sollte sich deshalb ein paar Bienenvölker anschaffen. Sie sind nicht aggressiv oder lästig. Die Viecher, die einem auf der Terrasse bei Kaffee und Kuchen nerven, sind keine Bienen, sondern Wespen. Honigbienen sind sanftmütig. Eine duftende Blume ist ihnen lieber, als eine Sahnetorte oder ein Bienenstich – auch wenn der Name anderes vermuten lassen würde. Und wenn man keinen eigenen Garten hat, kann man den Förster fragen, ob man ein paar Völker am Waldrand aufstellen darf. Er wird sich freuen.
Wer mit dem Gedanken spielt, sich Bienen anzuschaffen, sollte
Kontakt mit dem örtlichen Verein aufnehmen. Hier erfährt man alles
Wesentliche, kann kostenlose Kurse besuchen und bekommt in der Regel
auch noch einen „Imkervater“, der einem anfangs tatkräftig unter die
Arme greift.
Die Imkerei ist leider vielerorts hoffnungslos überaltert. Und die
alten Imker erscheinen einem auf den ersten Blick etwas kauzig. Doch
keine Angst: Die meisten haben ihr Ohr am Pulsschlag der Natur und
das Herz am rechten Fleck. Außerdem liegt es an jedem einzelnen, die
Imkerei zu retten.
Bei den Bienen lernt man zwar nie aus, aber schon nach dem ersten
Bienenjahr sollte man in der Lage sein, sich selbst um seine
„Mädels“ zu kümmern.
Für uns ist die Imkerei vor allem aktiver Umweltschutz. Die Bienen
danken es einem aber auch noch mit leckerem Honig, wertvollem Wachs,
berauschendem Met, gesundem Pollen und Propolis.
Das Schönste aber ist: Imkerei ist pure Meditation. Durch die Bienen
werden die Sinne wieder für die Natur geschärft. Man achtet
plötzlich wieder darauf, wie Pflanzen überhaupt heißen, welche
Heilkraft in ihnen wohnt, wann Apfel- oder Kirschblüte ist, ob der
Wald in diesem Jahr würzigen Waldhonig spendet, wie die Völker im
Frühjahr förmlich explodieren, zur Sommersonnwende langsam einen
Gang niedriger schalten und sich schon bald später auf den nahenden
Winter vorbereiten.
Das Gefühl, wenn die Mädels nach der langen, düsteren und kalten Jahreszeit wieder ausfliegen, um Krokusse, Haselsträucher oder Weiden zu besuchen, ist unbeschreiblich. An diesem Tag weiß man: Das Licht ist zurückgekehrt.