Kein Bienenvolk gleicht einem anderen. Manche starten bereits im Frühjahr voll durch, andere lassen sich bis zum Sommer Zeit oder kommen gar nicht recht in die Gänge. Es gibt Völker, die sind bei Wind und Wetter unterwegs, während das Nachbarvolk unter 15 Grad keinen Flügel vor die Tür setzt. Und es gibt Bienen, die sitzen wie angetackert auf der Wabe und sind absolut brav, während andere bei einer falschen Bewegung sofort zur Attacke übergeben.
Wie das Volk "drauf" ist, liegt allein bei der Königin. Denn alle Bienen eines Volkes (bis auf ein paar vagabundierende Drohnen) stammen ja von ihr ab. Die Königinnen-Zucht ist deshalb die Königinnendisziplin der Imkerei.
Am einfachsten ist es, man überlässt alles den Bienen selbst. Irgendwann ziehen die sich ein neue Chefin. Die unternimmt kurz danach ihren Hochzeitsflug, wird dabei von ein paar Drohnen begattet, kehrt in den Stock zurück und sorgt für Nachwuchs.
Auf einer Belegstelle wird das Mini-Volk samt unbegatteter Königin in einem Einwabenkasten (EWK) aufgestellt.
Das ist durchaus in Ordnung. Auch bei uns regiert bei rund einem
Viertel der Völker eine so genannte "standbegattete" Königin. Oft
kommt es sogar vor, dass sich diese Königinnen als die besten am
Stand erweisen.
Der Nachteil dabei ist, dass die Königin auch von Drohnen mit
unerwünschten Eigenschaften begattet werden könnte. Außerdem muss
immer wieder mal frisches Blut an den Stand, um Inzucht vorzubeugen.
Vor allem aber: Die "richtige" Königinnen-Zucht ist eine
faszinierende Angelegenheit. Wir haben das Glück, dass sich in
unserer Nähe gleich zwei gute Carnica-Belegstellen befinden. Eine
Belegstelle ist ein Gebiet mit einem Schutzradius von rund 7,5
Kilometern, in dem nur ausgesuchte gute Drohnen (also
Bienenmännchen) aufgestellt werden. Ausschlaggebend dabei sind vor
allem die Zuchtkriterien "Sanftmut", "Wabenstetigkeit", "Vitalität",
"Honigleistung" und "Schwarmneigung".
Da auf einer Belegstelle also nur Edel-Bräutigamme rumschwirren,
erhöht sich die Chance enorm, dass die Königin nur gutes Erbmaterial
weitergibt.
Deshalb bringen wir unsere Königinnen samt Minivolk auf eine Belegstelle, damit sie dort begattet wird. Als Behausung ist auf einer Carnica-Belegstelle meist ein kleiner Kasten mit Glasscheiben, ein so genannter "Einwabenkasten" (EWK) vorgeschrieben. So kann der Belegstellenleiter sofort kontrollieren, ob sich auch eine fremde Drohne in den Kasten geschmuggelt hat. Der Nachteil an diesen Kästen ist, dass sie recht klein und somit nicht bienengerecht sind. Die Bienen sollten deshalb bald in richtige Kästen umgesiedelt werden.
Die Mädels werden mit ihrer Königin rund eine Woche lang auf der Belegstelle aufgestellt. Diese Zeit reicht der Königin locker, um auf Hochzeitsflug zu gehen und als vollwertige Königin in ihr EWK zurückzukehren- außer, es regnet die ganze Woche. Wenn die EWK dann wieder von der Belegstelle abgeholt werden, kann man dank der Glasscheiben gleich kontrollieren, ob die Königin daheim und in "Eilage" gegangen ist, also zu legen begonnen hat. Manchmal geht so eine Königin auf dem Hochzeitsflug nämlich auch verloren, etwa, wenn ein hungriger Vogel sie als Leckerbissen in sein Nest bringt.
Das ist die Belegstelle Bramandlberg im Landkreis Freyung-Grafenau. Jeweils zwei EWK kommen in einen Schutzkasten.
Eine Königin mit ihrem Hofstaat. Nach etwa einer Woche auf der Belegstelle sollte eine junge Königin begattet und in Eilage sein.